Sonntag, Februar 18, 2007

Soccer sells

US-Milliardäre kaufen den FC LiverpoolAbseits des sportlichen Geschehens haben drei Achtelfinalisten der UEFA Champions League zu Anfang des Jahres ihre ökonomische Basis verstärkt. Der französische Meister Olympique Lyon und die beiden Premiership-Klubs Liverpool FC und Arsenal FC konnten auf verschiedenen Wegen neue Geschäftsverbindungen für den Ausbau ihrer Aktivitäten rund um den Fußball bekannt geben.


Die genannten Beträge sind beträchtlich und spiegeln die Attraktivität bei Investoren der Sportart Nummer eins in Europa wieder. Dabei spielen die Einnahmen aus Fernsehverträgen und an der Stadionkasse sowie dem Stadionumfeld eine besondere Rolle für die neuen Eigner. Dauerhafte Präsenz und möglicher Erfolg in nationalen und internationalen Wettbewerben sind die Voraussetzung für die Klubmarken, um solche Transaktionen zu verwirklichen.


100 Millionen für Lyon


Olympique Lyon hat sich sein weiteres Wachstum per Neuemission von knapp vier Millionen Aktien des Eigners OL Groupe zum Preis von ca. 24€ im Gesamtwert von ca. 100 Millionen Euro an der Pariser Börse finanziert. Gesichert wird damit ein Stadionneubau bis zum Jahre 2010 für 60000 Zuschauer, wo auch Konzerte, Messen und Tagungen stattfinden werden. Nach dem Verkauf der Aktien verbleiben 2/3 der Anteilsscheine bei der OL Group.


Anfield Road wird aufgegeben


Liverpool FC, Sieger der UEFA Champions League des Jahres 2005 hingegen, bekam durch den Verkauf des vorigen Mehrheitseigentümers David Moores neue Eigner. Zwei US-amerikanische Fast-Milliardäre übernahmen für 5000 Pfund pro Aktie im Gesamtwert von 174,1 Millionen Pfund den Verein und entschuldeten ihn von 44,8 Millionen Pfund. Bis Ende März soll mit dem Bau eines neuen Stadions am Stanley Park in Liverpool für 61 000 Besucher begonnen werden, für das bereits seit 2 Jahren geplant wurde. Schweren Herzens gab Präsident Moores seine 51 Prozent am Klub ab und verzehnfachte sein damaliges Investment. Nun gibt er den Ehrenpräsidenten. Die neuen Besitzer kommen aus dem nordamerikanischen Sportbusiness. George Gillett nennt den Eishockey-Klub Montreal Canadiens in der NHL sein eigen. Dort spielen auch die Dallas Stars und die Texas Rangers, welche dem Partner von Gillett Tom Hicks gehören. Beide sehen großes Potential für ihr Investment durch höhere Fernseheinnahmen der Premiership in den kommenden Spielzeiten und dem Ausbau der nichtsportlichen Aktivitäten rund um den Stanley Park.


In Arsene we trust


Unter diesem Motto steht eine Vereinbarung zwischen dem US-amerikanischen Major League Soccer Klub Colorado Rapids und dem Londoner Klub Arsenal FC. Hier geht es um den Transfer von sportlichem Wissen in Richtung nordamerikanischer Fußballliga, in der ab Sommer auch David Beckham bei den Los Angeles Galaxy sein Auskommen finden wird. Es wird ein Center of Excellence in Colorado eröffnet, ein Arsenal-Cup ausgerichtet und technisch-taktisches Know-How aus dem Hause des langjährigen Arsenal-Trainers Arsene Wenger dargeboten. Falls sich junge gute Spieler dort anbieten, haben sie nun eine direkte Perspektive auf einen Einsatz bei einem Premiership-Klub und letztjährigen UEFA Champions League Finalisten. Die Marke Arsenal soll damit gefestigt und am aufstrebenden nordamerikanischen Fußballmarkt partizipiert werden. Vielleicht heißt der Verein in der im April startenden Major League Soccer bald Arsenal Colorado.


Verfestigung der Strukturen


Diese Investitionen werden zu einer Verfestigung der Strukturen im europäischen Fußball führen, da diese Vereine sich nun langfristig auch sportlich mit entsprechendem Spielerpersonal, internationalem Sponsoring und Werbung werden versorgen können. Die Zuschauer werden weiterhin in den nächsten Jahren die Höhen und Tiefen ihrer Lieblingsvereine in europäischen Wettbewerben mit Pay-TV und erhöhten Eintrittspreisen am Stadiontor erleben dürfen. Dauerhafte Aufstiege neuer Marken in den Kreis der europäischen Spitzenklubs sind somit nicht zu erwarten.

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