Freitag, Oktober 06, 2006

Gefahr für Real



Eine Aussage des aktuellen Präsidenten von Real Madrid über Konkurrenten in der UEFA Champions League und deren Geschäftsgebaren - besonders des Chelsea FC hat unter der Woche zu einer Klarstellung und Entgegnung des Kommunikationsdirektors von Chelsea FC geführt. Vermittler der nicht ganz neuen Argumente war die BBC, die mit Ramon Calderon und Simon Greenberg Interviews führte, in denen die Themen Preisentwicklung auf dem europäischen Spielermarkt und Nachhaltigkeit des finanziellen Engagementes von Privatpersonen im Fußball angesprochen wurden.

Nach Calderons Sicht der Dinge als Präsident des international erfolgreichsten Fußballklubs sind die Auswirkungen der Investitionen eines Roman Abramowitsch in den Chelsea FC und deren Spielerkader ein Problem für die Höhe der zu zahlenden Ablösesummen auf dem europäischen Spielermarkt. Weiterhin sieht er eine Gefahr in den angehäuften Schulden des Chelsea FC (im letzten Jahr wies der Verein ca. 200 Millionen Euro Verlust aus) in Bezug auf das Interesse von Milliardären wie Abramowitsch am Fußball. In diesem Zusammenhang beansprucht er in dieser Saison den Gewinn der UEFA Champions League für Real Madrid, da sie der eigentliche Meister mit 9 gewonnen Trophäen in diesem Wettbewerb sind.

Dasselbe Ziel nur ohne siegreiche Cup-Historie verfolgt der Chelsea FC in der fünften Saison und das Vordringen in das Halbfinale war das beste Ergebnis in dieser Zeit. Greenberg reagierte auf die erhobenen Vorwürfe recht ausführlich mit Ausführungen zur unabhängigen Preisgestaltung am Spielermarkt, konterte mit der offenen und transparenten Vereinsökonomie durch eine Aktiengesellschaft und sah keinen Zweifel am langfristigen Engagement des Eigners Abramowitsch. Er ist der Meinung, daß der Chelsea FC faire Preise für Spieler aufrufe und bezahle, die sie unbedingt im Kader wissen wollen und falls andere Klubs bei Verkäufen mit angeblichen Angeboten seitens des Chelsea FC kokettieren, ist das normales Geschäftsgebaren. Darüberhinaus zeige die Art des Investments die Glaubwürdigkeit Abramowitschs an, da der größte Teil des Geldes direkt in den Fußballsektor ging und nicht in den Erwerb der Aktienmehrheit des Klubs und die Bilanzen geprüft seien, was im Gegenzug bei anderen europäischen Vereinen, wie zum Beispiel Real Madrid eher intransparent verlaufe, so Greenberg.

Tatsächlich geben sich hier zwei Wettbewerber im sportlichen und finanziellen Wettstreit um die Krone einen Verbalabtausch, sieht sich Real Madrid doch herausgefordert und die Tragfähigkeit ihres Geschäftsmodells und damit der Erträge in Bezug auf Prestige und Ökonomie durch einen finanzkräftigen Konkurrenten in Frage gestellt. Der Chelsea FC adaptierte spätestens seit dieser Saison mit vollem Elan das Projekt des europa- und weltweiten Marketing durch die Verpflichtungen der schon bekannten Spieler Michael Ballack und Andre Shevchenko. Hinzukam der Wechsel des Ausrüsters von Umbro zu Adidas, wobei sicher nicht die Qualität der Stutzen den Ausschlag gab, sondern der Phantasien auslösende Wachstumspfad des Chelsea FC. Dagegen geht es bei Real Madrid nur noch um den Erhalt und den Umbau des Konzeptes, auf daß das weltweite Netzwerk der Königlichen weiterhin Geld abwerfe. Es liegt keine Wachstumsphantasie in einer neuerlichen Verlängerung des Vertrages mit David Beckham, und Brustsponsor Benq-Siemens hat auch eher mit Konsolidierung und schlechtem Image zu tun. Der langfristige Deal von Adidas, die ebenfalls Real Madrid ausrüsten, mit Chelsea FC zeugt mit einer direkten Unterstützung in Höhe von über 100 Millionen Euro innerhalb von 8 Jahren von der erwarteten Erfolgsgeschichte, die man vorab mit dem Rivalen erlebte.

Diese besteht nur vordergründig aus sportlichen Erfolgen, sondern im Aufbau einer globalen Wachstumsmarke und ökonomischen Netzwerken rund um den Fußball, die es wiederum erlauben, den Verein zu finanzieren. Innerhalb dieser Logik entwickelte Real Madrid ihr Geschäftsmodell unter der Präsidentschaft von Florentino Perez seit dem Jahr 2000 weiter und wird als der umsatzstärkste Verein in der Football-Money-League, der Studie des Deloitte Prüfungs- und Beratungsunternehmen aus dem Jahre 2006, geführt. Wie lange Real Madrid dort bleiben wird können, wird mittelfristig unter anderem am Erfolg des Chelsea FC abhängen, den Markt in Bezug auf Preisgestaltaltung und Geschäftsgebaren zu dominieren. Der aktuelle, erst seit einem Monat amtierende Präsident Ramon Calderon, der noch eine juristische Anfechtung seiner Wahl überstehen muss, hat Probleme und Gefahren für den europäischen Vereinsfußball apostrophiert und dabei nach der Methode 'Angriff ist die beste Verteidigung' gegenüber dem Konkurrenten agiert.



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